BohnErzWeg - Aussicht, © Verbandsgemeinde Wonnegau© Verbandsgemeinde Wonnegau

BohnErzWeg - der Abbau

Erfahren Sie hier alles zum Erzabbau im Wonnegau.

Abbau der Bohnerze

Eng verbunden mit der Erzförderung rund um den Kloppberg war die Firma Gienanth, die Hochöfen zur Eisen-und Stahlproduktion in den pfälzischen Orten Hochstein, Eisenberg und Trippstadt unterhielt.
Ludwig von Gienanth lässt 1804 in „Heppenheim im Loch“ Versuchsgrabungen durchführen, 1805 wird eine Erzwäsche angelegt, 1808 erhält er eine Konzession zum Abbau der Erze, 1813 arbeiten im Tagebau 10 Bergleute, 4 Erzwäscher und 2 Karrenläufer. Organisiert wurde der Abbau vor Ort von vertraglich gebundenen „Agenten“, im Jahr 1847 war dies Jacob Dexheimer. Er verpflichtete sich, mindestens 40.000 und höchstens 50.000 Zentner Heppenheimer Erzes nach Hochstein und Eisenberg zu liefern. Der Tagebau war nicht ungefährlich, es wurden breite Gräben in den Abhang des Hochborner Plateaus getrieben. 1858 sterben 2 Arbeiter, „durch Einsturz der Erzgrube oberhalb Heppenheim verschüttet und auf der Stelle getödtet“.

 

Transport der Bohnerze
Der Transport der Erze zur Verhüttung in die Gegend des Donnersberges bedurfte einer exakten Organisation. Vor Ort führte Agent Jacob Dexheimer genaue Verzeichnisse der Fuhrleute, die
Anzahl der Pferde und der Ladungen. Gefahren wurde mit Pferdekarren, „Ein- bzw. Zweispännig“, wobei der Einspänner ca. 20 Zentner, also 1 Tonne Eisenerz befördern konnte. Gefahren wurde
wohl über die in der Franzosenzeit entstandene „Kaiserstraße“, wobei in Alzey am Wartberg „vorgespannt“ wurde. Die Fahrt hin und zurück dauerte zwischen 2 und 3 Tagen, „Chausseegeld“ musste bezahlt werden. Auf dem Rückweg brachten die Fuhrleute „Holz, Torf und Steinkohlen“ mit ins Alzeyer Land. In einem Brief an Gienanth, in dem es um Fuhrlohnerhöhung geht, unterschreiben 25 Gau-Heppenheimer Fuhrleute, meistens wohl Bauern, die dadurch ihre Pferde und Karren besser nutzen konnten und sich somit einen zusätzlichen Verdienst sicherten.

 

Heppenheimer Erzwäsche

Nötig waren die Erzwäschen, um das Bohnerz von Erde zu reinigen und somit den späteren Transport zur Verhüttung zu erleichtern. Diese Erzwäschen, neben der in Gau-Heppenheim ist auch eine am Wiesbach bei Gau-Bickelheim mit Plan belegt, befanden sich in der Nähe von Erzgruben. 1859 sind „Zum Waschen des Erzes durchschnittlich 5 Mann nötig“ und „es werden im Jahr durchschnittlich 305 Tage, sowohl in der Erzgrube wie in der Wäsche gearbeitet.“ Durch einen Plan aus den Jahren 1857 / 59 sind wir in der Lage, die Örtlichkeiten und den Ablauf der Erzwäsche nachzuvollziehen. Sie lag nordwestlich der heutigen Rekonstruktion, oberhalb des zu erkennenden Heckenstreifens. Wasser zum Abreinigen der Erde wurde durch ein „Wassergräbchen“ herangeführt, in einem „Weyher“ gesammelt und durch Zuleitungen in das „Waschhaus“ geführt. Dort wurde das Erz gewaschen, in der Nähe gesäubert zwischengelagert und das verschmutzte Wasser in den „Schlammweyher“ zum Absetzen eingeleitet. 1876 wird die Erzwäsche abgebrochen, „die Kändel“ werden nach Alzey gefahren „ und der Bahn übergeben.“ Damit war der Eisenerzabbau in der Gau-Heppenheimer Gemarkung Geschichte.


Terroir
Mit dem Begriff „Terroir“ wird erklärt warum die Weine einer bestimmten Herkunft
so einzigartig sind, warum sie sich von anderen Weinen anderer Weinlagen unterscheiden.

Der Begriff  „Terroir“ bezieht sich in seiner ursprünglichen Bedeutung auf den Boden in dem die Reben wachsen. Durch seinen Gehalt an Mineralstoffen und dem Wassergehalt hat er einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Qualität der Weine, deren Reben auf dem jeweiligen Standort gepflanzt wurden. Auch Klima, Sonneneinstrahlung und Bodenrelief sind hierbei wichtige Faktoren.
In der Weinlage rund um die Erzwäsche haben wir durch das Vorkommen der Bohnerze eine
besondere Weinlage, die ganz charakteristische Weine hervorbringt, was in dieser Art einmalig ist.

Neben dem typischen „Terroir“ sind aber ebenso die individuelle Arbeit des Winzers im Weinberg und im Keller als auch die passende Rebsorte für die Weinqualität mit entscheidend und prägen somit den gesamten Geschmackseindruck. (Text: Hedda Hinkel, Dipl. Agrarbiologin)


Bohnerze

Bohnerze findet man an der Hangkante im Osten des Plateaus von Hochborn. Es sind meist etwa 0,5 bis 3 cm große rundliche Gebilde, die vielfach eine dunkelbraune bis schwärzliche Farbe haben, ähnlich wie geröstete Kaffeebohnen. In früheren Jahrhunderten wurden sie an den Plateaurändern abgebaut und in der alten Erzwäsche in der Gemarkung von Gau Heppenheim gewaschen, bevor sie zur Verhüttung bei der Firma Gienanth nach Eisenberg transportiert wurden. Heute findet man nur noch Reste der ursprünglichen Bohnerzvorkommen.

Im Gegensatz zu Eisenerzen, deren Entstehung mit aufsteigenden Magmen aus dem Erdinnern verbunden ist und die vielfach durch Bergbau unterirdisch gewonnen werden, entstehen Bohnerze durch die Verwitterung von großflächig verbreiteten Kalksteinen an der Erdoberfläche, wie beispielsweise auf der Schwäbisch-Fränkischen Alb oder auf den Plateaubergen im Mainzer Becken.

In der zweiten Überflutungsphase des Mainzer Beckens bildeten sich in einem subtropischen Flachmeer vor etwa 24 bis 20 Millionen Jahren Kalkschlammsedimente mit fein verteilten Sanden sowie Ton- und Eisenmineralen, die eine gelbliche bis hellgraue Färbung der Gesteine verursachen. Nach Rückzug des Meeres waren die oberflächennahen Kalke der Verwitterung und der Auflösung ausgesetzt. Übrig blieben rote und rot- bis braunschwarze Tone mit Sanden und Eisenoxidhydraten (Limonit). Durch Mineral-Anreicherungen aus Eisenoxiden (Fe2O3 . H2O) entstanden Bohnerze als sogenannte Konkretionen mit teils schaligem Aufbau. Die Eisengehalte liegen nach einer Analyse des Landesamtes für Geologie und Bergbau in Mainz bei etwa 32 %.

Produkte nach der Verhüttung waren allgemein Gebrauchsgegenstände wie Geländer, gusseiserne Brunnen oder beispielsweise Ofenplatten.

 

Geologischer Aufbau des Plateaus

Die wesentlichen landschaftsprägenden Gesteine im Mainzer Becken entstanden im Tertiär-Zeitalter  zwischen rund 30 Millionen Jahren (Oligozän) und etwa 20 Millionen Jahren (Miozän) im Zuge zweier Meeresüberflutungen. Es gibt zwar auch ältere und jüngere Gesteine, die aber keinen allzu großen Einfluss auf das Landschaftsbild haben.

Die erste große Überflutung fand vor etwa 30 Millionen Jahren (Mio. J.) statt. Die damalige Küstenlinie des subtropischen Meeres ist noch heute zwischen Alzey und Bad Kreuznach anhand von Strandsanden und –kiesen mit einer Vielzahl an Fossilien zu erkennen.  Im übrigen, etwa 100 Meter tiefen Mainzer Becken bildeten vorwiegend tonige Stillwassersedimente den Meeresboden (olu2 bis olu4 im Profilschnitt). Durch sukzessiven Sedimenteintrag verlandete das Meeresbecken vor etwa 24 Mio. J. und es herrschten Festlandverhältnisse (olu/o2).

Ab etwa 25 Mio. J. bedeckte erneut ein Meer das Mainzer Becken, in dessen lichtdurchflutetem Flachwasser Kalkschlammsedimente unter wechselnden Salzgehalten bis hin zu Süßwasser entstanden. Die Kalkwattablagerungen (olo/miu und miu1) reichten vermutlich ununterbrochen vom Donnersberg bis über Frankfurt hinaus. Fossilien wie Körbchenmuscheln, winzige Wattschnecken bis hin zu Kalkalgenriffen, aber auch Flamingo- und Krokodilreste geben Hinweise auf die damalige Umwelt.

Nach dem endgültigen Rückzug des Meeres setzte Verwitterung und Abtragung ein. Auf den verwitterten Kalken entstanden Bohnerze und zwischen Worms und Bingen bildeten sich Sande des Ur-Rheins (Suu).  Hebungen im Mainzer Becken und mehrfacher Klimawandel während des Eiszeitalters begünstigten das Einschneiden von Flüssen und Bächen in die Kalke bis in die unterlagernden tonigen Sedimente und damit die Zerstückelung der ehemals zusammenhängenden „Kalkplatte“. Jüngste Ablagerungen (nicht im Profilschnitt dargestellt) sind Terrassenkiese und Sande im Einflussbereich von Flüssen und Bächen, während große Bereiche des Mainzer Beckens von eiszeitlichen Lössablagerungen überdeckt wurden. (Text: Dr. Winfried Kuhn)

Löss
Große Areale im Mainzer Becken sind mit eiszeitlichen Lössablagerungen des Pleistozän (Eiszeitalter) überdeckt. So auch die Plateau-Fläche von Hochborn und des Kloppbergs. Löss ist ein meist hellgelbes schwach verfestigtes Sediment, das weitgehend aus Schluff und Feinsand besteht. Schluff hat die Korngröße von 0,063 – 0,002 mm und vermittelt zwischen Sand und Ton. Schluff fühlt sich beim Zerreiben an wie Mehl. Löss ist ein sogenanntes äolisches Sediment, d.h. es wurde durch Wind durch die Luft transportiert und schließlich abgelagert. In den Kaltzeiten war ein Großteil des Wassers in den Gletschern Nordeuropas und der Alpen gebunden und somit dem Kreislauf entzogen. Zwischen den Gletschern im Norden und Süden erstreckte sich die eisfreie Mammutsteppe mit Gräsern, Kräutern und Zwergsträuchern, durch die große Herden von Mammuten, Wollnashörnern, Wildpferden, Rentieren und Moschusochsen auf ihren jahreszeitlichen Wanderungen zogen. Flüsse führten wenig Wasser und die Überflutungsebenen lagen trocken. Hier nahmen Winde und Stürme staubfeines Material auf und wehten es über die Landschaft. Löss hat einen Kalkanteil von etwa 20 %. Wegen seines hohen Wasserspeichervermögens und seiner guten Durchwurzelbarkeit für Pflanzen ist er ein hochwertiges Substrat für die Landwirtschaft.

Oftmals erkennt man in Löss-Abfolgen von Steilwänden braune horizontale Lagen. Es handelt es sich um Bodenbildungen während wärmeren Phasen, anhand derer  die wechselnden Klimaverhältnisse innerhalb des Eiszeitalters nachzuweisen sind. Dünne graue Bäder bestehen zuweilen aus Aschelagen von weit entfernten Vulkanen, die eine Alterseinstufung ermöglichen. Lössablagerungen sind im Idealfall ein herausragendes Archiv der letzten 2,6 Millionen Jahren, um den mehrfachen Klimawandel zwischen Kaltzeiten mit deutlich niedrigeren Temperaturen und Warmzeiten mit erheblich wärmeren Klimabedingungen nachzuweisen.